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Wildtiere willkommen: den Garten in jeder Jahreszeit für Besucher vorbereiten 

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In Zeiten von Klimawandel, Insektensterben und zunehmender Flächenversiegelung wird der heimische Garten zu einem immer wichtigeren Refugium für Wildtiere. Ob Igel, Rotkehlchen, Erdkröte oder Wildbiene, viele Arten leiden unter dem Verlust natürlicher Lebensräume. Ein strukturreicher, naturnah gestalteter Garten kann ihnen Nahrung, Unterschlupf und Nistmöglichkeiten bieten. Dabei ist es entscheidend, diesen Lebensraum ganzjährig zu denken und die Bedürfnisse verschiedener Tiere in jeder Jahreszeit zu berücksichtigen.

Jahreszeitliche Gartengestaltung für Wildtiere

Am Beispiel des Igels

Ein Igelhaus ist eine einfache, aber wirkungsvolle Hilfe. Es sollte windgeschützt stehen, idealerweise unter Hecken oder Sträuchern. Das Innere wird mit Laub, Heu oder Holzwolle ausgelegt. Ein kleiner, abgewinkelter Eingang schützt vor Fressfeinden. Bauanleitungen und bezugsfertige Modelle finden sich im Internet. Solche Verstecke können auch von Erdkröten oder Hummelköniginnen genutzt werden. Wichtig ist dabei, nie Tiere im Winterschlaf zu stören.

Frühling – Nistplätze und erste Nahrung

Der Frühling markiert den Beginn eines neuen Lebenszyklus. Vögel wie Meisen, Hausrotschwanz und Stare suchen nach geeigneten Brutplätzen. Das Aufhängen von Nistkästen in unterschiedlichen Höhen und Ausrichtungen schafft vielfältige Angebote. Dabei sollte auf die richtige Ausrichtung (vorzugsweise Osten oder Südosten) und einen wettergeschützten Platz geachtet werden. Frühblühende Pflanzen wie Krokusse, Winterlinge, Schneeglöckchen und Lungenkraut liefern den ersten Nektar für Wildbienen, Hummelköniginnen und Schmetterlinge. Wer verblühte Staudenstängel erst spät im Jahr entfernt, bietet Insektenarten wie Florfliegen oder Wildbienen Überwinterungsquartiere. Auch Amphibien wie Frösche und Molche erwachen nun aus der Winterruhe und benötigen Zugang zu Teichen mit naturnaher Uferzone.

Sommer – Wasser und Struktur

Die heißen Sommermonate fordern Tiere heraus. Wasserquellen werden rar, Nahrung kann knapp werden. Vogeltränken, flache Schalen mit Wasser und mit Steinen ausgestattete Insektentränken müssen regelmäßig gesäubert und neu befüllt werden. Eine Wildblumenwiese liefert Insekten wie Schmetterlingen, Bienen und Käfern reichlich Nahrung. Nachtaktive Insekten profitieren von nachtduftenden Pflanzen wie Nachtkerze oder Geißblatt. Dichte Hecken mit Dornen (z. B. Schlehe, Wildrose) bieten Deckung für Kleinsäuger wie die Haselmaus und schützen Nester bodenbrütender Vögel. Totholzhaufen, Steinmauern oder Trockenbereiche fördern Eidechsen, Blindschleichen und Laufkäfer. Auch Fledermäuse zeigen sich nun häufiger in der Dämmerung und jagen über Teich- und Wiesenflächen nach Insekten.

Herbst – Nahrung und Wintervorbereitung

Der Herbst ist eine Phase intensiver Vorbereitung. Tiere fressen sich Energiereserven an, suchen Winterquartiere oder bereiten den Nachwuchs auf die kalte Jahreszeit vor. Obst, das vom Baum fällt, sollte nicht komplett entfernt werden. Igel, Drosseln, Wespen und sogar Siebenschläfer nutzen es als wertvolle Energiequelle. Beerentragende Gehölze wie Sanddorn, Hartriegel, Liguster oder Holunder sichern Vögeln vitaminreiche Nahrung. Gräser und Stauden mit Samenständen dienen Finken, Ammern und anderen Sämlingsfressern bis in den Winter als Futterquelle. Laub, das unter Hecken oder in Ecken zusammengetragen wird, schafft ideale Bedingungen für Amphibien, Insekten und Winterschläfer wie den Igel. Auf Gartenpflege mit Laubsaugern oder das radikale Abschneiden der Vegetation sollte verzichtet werden.

Winter – Schutz und Futterhilfe

Im Winter reduziert sich das Nahrungsangebot erheblich, während Kälte, Nässe und Frost die Energieverluste der Tiere erhöhen. Vogelfütterung mit naturnahem, qualitativ hochwertigem Futter wie Sonnenblumenkernen, Erdnüssen (ungesalzen) oder Fettblöcken kann überlebenswichtig sein. Dabei gilt es, die Futterstellen sauber und trocken zu halten, um Krankheitsübertragungen zu vermeiden. Immergrüne Hecken (z. B. Eibe, Liguster) und Nadelgehölze dienen als Windschutz und Versteck. Dicke Reisighaufen oder bewusst stehen gelassene Laubhaufen bieten Schlafplätze für Igel, Kröten oder Wildbienenköniginnen. Ein kleiner Teil des Gartens darf gern unberührt bleiben, genau dort entsteht das größte Winterbiotop für Wildtiere.

Der Igel: Ein Symbol für bedrohte Gartenbesucher

Der Braunbrustigel wurde 2024 zum Tier des Jahres gewählt. Diese Auszeichnung soll auf die schleichende Gefährdung der Art aufmerksam machen. Zwar existieren keine genauen Zahlen zum Bestand, doch Experten beobachten einen Rückgang der Population. Ursachen sind unter anderem Flächenversiegelung, der Rückgang von Insekten, Autos und der Einsatz von Mährobotern. Besonders alarmierend ist die Zunahme untergewichtiger Jungtiere, die den Winter nicht überleben.

Tipps für einen wildtierfreundlichen Garten

Zum Tag des Artenschutzes am 3. März 2025 rief der Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe e.V. (ZZF) dazu auf, heimische Gärten als wertvolle Lebensräume für Wildtiere zu gestalten. So klappts:

  • Heimische Pflanzen verwenden – Sie bieten die am besten angepasste Nahrung und ziehen mehr Insekten an.
  • Vielfalt an Strukturen schaffen – Vom Teich bis zur Trockenmauer entstehen Mikrohabitate für unterschiedlichste Arten.
  • Natürliche Kreisläufe zulassen – Laub, abgestorbene Äste und Samenstände gehören zum Gartenleben dazu.
  • Ganzjährige Wasserstellen einrichten – Auch im Winter sollten Vögel trinken können.
  • Lichtverschmutzung vermeiden – Nachts sollte der Garten dunkel bleiben, um nachtaktive Tiere nicht zu stören.
  • Auf Chemie verzichten – Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln sollte vermieden werden.
  • Durchgänge ermöglichen – Kleine Öffnungen im Gartenzaun erlauben Tieren wie Igeln, sich frei zu bewegen und Nahrung zu finden.

Kleine Schritte mit großer Wirkung

Ein Garten muss nicht verwildert sein, um wildtierfreundlich zu sein. Mit durchdachten, kleinen Eingriffen lassen sich große Effekte erzielen. Wer Lebensräume schafft, fördert die Artenvielfalt und leistet aktiven Naturschutz direkt vor der Haustür. So wird der eigene Garten zum lebendigen Teil des ökologischen Netzwerks.